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Sightseeing in Gouda

In 5 Jahren gibt es etwas zu feiern im holländischen Städtchen Gouda, dann jährt sich das Aushändigen der Stadtrechte zum 750. Mal. Die Lage am Flüsschen Gouwe war verantwortlich für dieses Privileg. Der rege Handel in dem gerade mal 1000 Einwohner zählenden Ort sorgte für reichlich Handel, für Wachstum und Reichtum.

Die alten Stadtmauern von Gouda wurden leider alle abgerissen, aber die sehenswerte Altstadt ist erhalten geblieben und noch voller historischer Gebäude und Plätze. Käse und Stroopwaffeln, wie bei unserer Foodtour im Juli, stehen deshalb heute nicht auf dem Programm, stattdessen ausgiebiges Sightseeing und viel Stadtgeschichte.

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stadttour gouda

Stadtbummel durch die Altstadt

Am Marktplatz mit dem wunderschönen Rathaus, das Mitte des 15. Jahrhunderts im spätgotischen Stil gebaut wurde, beginnen wir unsere Tour. Mit den vielen Türmchen und den rot-weißen Fensterläden ist das Rathaus extrem fotogen und vermutlich bin ich nicht die Einzige, die unzählige Fotos davon hat.  

Warmgelaufen für unsere Stadttour sind wir schon, die 5 Kilometer von unserem Ferienhaus bei Landal Reeuwijkse Plassen haben wir zu Fuß zurückgelegt. Beim Touristenbüro, in der historischen Waage am Marktplatz, holen wir uns das praktische Heftchen mit der Beschreibung des Stadtbummels durch Goudas historische Innenstadt. Damit finden wir nicht nur den Weg durch die Gässchen der Altstadt, sondern erfahren allerhand Anekdoten und Geschichten zu den Gebäuden und Orten.

Wir entdecken alte Marktplätze, wo früher Fisch und Torf verhandelt wurden. Erfahren, dass es im Mittelalter zehn Klöster in Gouda gab und in den Räumlichkeiten des Zellenbrüderklosters, in dem sich heute schicke Appartements befinden, in vergangenen Zeiten die Pestkranken versorgt wurden.

Im wunderschön restaurierten Waisenhaus eine Straße weiter, wurden elternlose Kinder seinerzeit nicht nur versorgt, sondern mussten auch hart arbeiten. Nach Auflösung des Heimes wurden die Gebäude lange Zeit als Bibliothek genutzt, heute wird über die Nutzung als Hotel und Gourmet-Restaurant nachgedacht und auch schicke Loft-Wohnungen sind geplant.

Das Willem Vroesenhaus wird bereits seit dem 16. Jahrhundert für Wohnzwecke genutzt. Heute kann in den Wohnungen rund um den wunderschönen Innenhof, in dem wir während „Gouda bei Kerzenlicht“ den Midwinter-Hornbläsern zugehört haben, jeder wohnen.  Einst waren dort nur alte und verarmte Männer willkommen.

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stadttour gouda rathaus

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stadttour gouda vismarkt

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stadttour gouda innenhof

 

Erasmus in Gouda

Im kleinen Park gegenüber entdecken wir Prominenz. Da steht er tatsächlich, Erasmus höchstpersönlich. Auch wenn der bekannte holländische Theologe und Humanist des 15. und 16. Jahrhunderts vermutlich in Rotterdam geboren wurde, gezeugt wurde er hier und so sieht Gouda ihn doch als ihren Sohn der Stadt.

Gerne würden wir mit Erasmus, dem uneheliche Sohn des Pfarrers von Gouda und dessen Haushälterin, etwas über sein Leben plaudern. Aber er scheint so beschäftigt, dass wir ihn lieber nicht stören und ins Museum nebenan gehen, um etwas mehr über ihn zu erfahren. Das Modell der Stadt Gouda im 16. Jahrhundert, das ich schon von einem vorigen Besuch kenne, wurde multi-medial erweitert und erzählt jetzt sehr unterhaltsam einige interessante Details aus dem Leben des Humanisten Erasmus.

Im Museum Gouda gibt es jedoch noch so viel mehr. Gemälde, Stadthistorisches, Unmengen an Keramik, eine historische Apotheke und sogar einen Folterkeller. Aber nicht nur die Ausstellungsstücke sind sehr sehenswert, auch das historische Gebäude selbst inklusive Kapelle gefällt mir sehr gut. Den Kaffee zum Schluss kann man im beliebten Museumscafé oder bei Sonnenschein im schönen Innenhof genießen.

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stadttour gouda erasmus

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stadttour gouda, erasmus in gouda

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stadttour gouda apotheke

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stadttour gouda folterkeller

 

Goudaer Glasfenster

Statt Sonnenschein gibt es für uns dunkle Wolkentürme und die ersten Regentropen, als wir das Museum verlassen. Das Wetter wechselt heute gefühlt alle 5 Minuten und wir sind froh, dass der Eingang zur Sint-Janskirche nur ein paar Schritte entfernt ist, und flüchten uns wieder ins Trockene.

Auch wenn die an Johannes dem Täufer geweihte Kirche mit 123 Metern die Längste der Niederlande ist, ist das nicht der Grund, warum so viele Menschen die Kirche besichtigen. Es sind die Goudse Glazen, die bunten Glasfenster der Kirche, die die Besucher bewundern möchten.

Zu verdanken haben wir die schön bemalten Fenster einem Brand im Jahr 1552, wobei die Kirche schwer beschädigt und die ehemaligen Verglasungen zerstört wurden. Sponsoring war auch im Gouda des 16. Jahrhunderts kein Fremdwort. Die Stadt war damals ein wichtiges Handelszentrum, Reiche gab es genug. Ein Segen für den Wiederaufbau der Kirche, aber einfach sein Geld zu spenden war den reichen Adligen und Geistigen natürlich nicht genug. Es sollte schon jeder sehen können, wer so großzügig und freigiebig war.

Heute, nach über 450 Jahren, sind die Spender immer noch für Jedermann sichtbar. Zwischen biblischen und historischen Szenen, sind auch sie auf dem Glas dargestellt und verewigt. Zugegeben wir brauchen etwas Nachhilfe, um die Gönner auf den berühmten großen bleiverglasten Fenstern der Sint-Janskirche zu erkennen. Die Schönheit und die wunderbaren Farben der kunstvollen Pracht-Fenster sind dagegen sofort deutlich und mit etwas Hilfe vom zurückgekehrten Sonnenlicht einfach überwältigend.

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stadttour gouda sintjanskerk

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stadttour gouda glasfenster

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Schlemmen am Museumshafen

Ganz ohne kulinarischen Stopp geht es natürlich auch heute nicht. Wir machen uns auf den Weg zum Museumshafen, denn zum Abschluss unseres Sightseeing-Tages in Gouda haben wir uns auch einen historischen Ort ausgesucht. Ob das Restaurant jetzt Museumshavencafé oder IJsselhuis oder in Kombination Museumscafé `t IJsselhuis heißt, bleibt verwirrend. Die tolle Atmosphäre, die superfreundlichen Leute und das hervorragende Essen sind dagegen deutlich genug.

Piepklein ist das rund 100 Jahre alte Wartehaus der Schiffer und piepklein ist auch die Küche, auf die wir freie Sicht haben. Überraschend harmonisch arbeiten Chefkoch Herman, Küchenhilfe Milo und Gastfrau Golda auf engstem Raum. Es ist ein wahres Vergnügen ihnen zuzuschauen, wie sie unser Menü zubereiten und den passenden Wein auswählen.

Herman meint es gut mit uns und tischt uns eine Leckerei nach der anderen auf. Regionale Produkte werden im Museumscafé verarbeitet, vom Käse aus kleinen Käsereien der Umgebung bis zu frisch geschossenen Wildgänsen, die es in der Gegend massenweise gibt.

Auch wenn die Zutaten sehr traditionell sind, die Gerichte sind es keineswegs. Oder habt ihr schon einmal eine spanische Gazpacho mit Heringseis gegessen? Zu gegrillter Paprika gibt es feinen Hummus, garniert mit knackigen Nüssen, und der fein gebratene Knurrhahn wird sehr außergewöhnlich mit Mohn und einer Orangen-Hafer-Soße auf Graupen serviert.

Die Brust der Wildgans wird geräuchert und mit Rosinen und würzigem Käse aus dem nahen Montfoort zwischen zwei dicken Scheiben dunklem Brot zu einem unglaublich leckeren Tosti verarbeitet. Die Keule des wirklich biologischen Geflügels auch als langsam gegarte Pulled Goose zu einem Krautsalat mit Möhren und etwas Joghurt gereicht.  

Der Wein zum Essen, den uns Golda empfiehlt,  ist wunderbar. Der FAIUS Irpinia Bianco stammt aus Italien und bekam sein besonderes Aroma durch die Lagerung in Eichenfässern.  Obwohl ich normalerweise lieber Rotwein trinke, bin ich begeistert von diesem Tropfen.

 Zum Nachtisch wird uns Hermans Urlaubsmitbringsel gereicht. Der herrliche Calvados aus der Normandie passt einfach nur perfekt zur Appeltaart mit Äpfeln aus dem Groene Hart, dem Grünen Herz von Holland. Was für ein perfekter Abschluss eines perfekten Tages in Gouda.

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stadttour gouda museumshavencafe

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stadttour gouda speisenauswahl

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stadttour gouda fisch

 

Reiseinfos Gouda

Touristenbüro VVV Gouda

Markt 35, Gouda (in der Goudse Waag)
Täglich geöffnet ab 10 Uhr

Die deutschsprachige  Broschüre mit dem Stadtbummel durch Goudas historische Innenstadt ist dort für 2,95 Euro erhältlich.

Es gibt auch eine App mit mehreren Themenrouten durch Gouda. Die App xplre Gouda kann gratis heruntergeladen werden, aber ist momentan noch nicht ins Deutsche übersetzt.

 

Goudse Glazen in der Kirche Sint Jan

Geöffnet: Montag bis Samstag 9 - 17 Uhr, im Winter 10 – 16 Uhr
Eintritt: Erwachsene 6,- Euro, Jugendliche ab 12 Jahren 3,- Euro, Kinder 1,- Euro, Familien 13,- Euro.
Eine gute Audio-Tour auf Deutsch ist für 2,- Euro erhältlich

 

Museum Gouda

Achter de Kerk 14, Gouda

Öffnungszeiten: Dienstag – Sonntag 11 bis 17 Uhr
Eintritt: Erwachsene 9,- Euro, Kinder ab 5 Jahren 3,- Euro

 

Museumhavencafé IJsselhuis

Buurtje 1, Gouda (direkt am Museumshafen)

Geöffnet (Winter): Donnerstag 17 – 22 Uhr, Freitag und Samstag 11 – 22 Uhr, Sonntag 11 – 18 Uhr

 

Hinweis: Beim Sightseeing in Gouda wurden wir unterstützt von Toeristische Promotie Gouda. Herzlichen Dank allen Beteiligten!

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