„Wie war noch mal die Regel mit dem R in den Monatsnamen?“
Irgendwie scheint das Thema Muscheln in meinem Kopf untrennbar mit dieser Frage verbunden. Derweil ist diese Regel schon lange nicht mehr relevant. Seit die Muscheln in gekühlten Lastern transportiert werden, ist auch in den Sommermonaten, den Monaten ohne R, die Frische der Muscheln garantiert.
Dabei werden gerade im Sommer die meisten Muscheln gegessen. Am Meer sitzend, mit einem Glas gut gekühltem Champagner genießen die Belgier die Zeeuwse Mosselen am liebsten. Eine Angewohnheit, die mir auf Anhieb sympathisch ist und die wir uns durchaus von unseren Nachbarn abschauen könnten.
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Nach einem Kaltgetränk ist es mir momentan eher nicht. Zwar scheint die Sonne von einem strahlend blauen Himmel, aber das Thermometer steigt nur knapp über 0 Grad. Für die Muschelfischer von Prins & Dingemanse kein Grund nicht rauszufahren. Auch heute will jemand irgendwo Muscheln essen und die müssen frisch auf den Tisch.
Miesmuscheln in Yerseke
Hier im Örtchen Yerseke, am Ufer der Oosterschelde, sind Muscheln Big Business. Muscheln und Austern, viel mehr gibt es in diesem Dorf in Zeeland nicht. Mit dem Fischfang ist es nicht mehr weit her, seit die Oosterschelde durch das Sturmflutwehr von der Nordsee getrennt ist. Für die Schalentiere macht es keinen Unterschied. Sie kommen sowieso nicht selbstständig an diesen Ort, ihr Platz zum Großwerden wird von den Muschelzüchtern bestimmt.
Die Befruchtung und das Reifen zur Mini-Muschel, der Saat, finden meist im Wattenmeer statt. Rund 1 cm sind die Muscheln groß, wenn sie dort abgefischt oder neuerdings an den Hängekulturen abgeerntet werden und ihre Reise in die Oosterschelde antreten. Wo genau die Muschel-Saat abgefischt wird, ist strikt festgelegt. Jeder Fischer pachtet „sein“ Stückchen Wattenmeer vom Staat und auch auf die Menge hat die Obrigkeit ein Auge.
Die Osterschelde ist ebenfalls in Parzellen eingeteilt und der Züchter weiß ganz genau, wo welche Muscheln liegen. Er hat sie dort schließlich selbst abgelegt. Es gibt Parzellen, auf denen die Mini-Muscheln heranwachsen, welche auf denen sie zwischengelagert werden und es gibt Parzellen mit festerem Grund, auf dem sich die großen Muscheln sozusagen selbst reinigen und vom Sand befreien.
Mit dem Muschelkutter unterwegs
Von oben kann ich das alles nicht erkennen. Ich sehe nur Wasser und ein paar dünne Stöcke, die herausstehen. Dabei habe ich wirklich die allerbeste Aussicht, ich stehe direkt neben dem Kapitän des Muschelkutters, der uns heute mit rausnimmt. Aber auch der Kapitän verlässt sich nicht auf irgendwelche Stöckchen. Sein Schiff ist mit Hightech-Apparatur ausgestattet, die die Muschel-Parzellen ganz genau anzeigt.
Zur Freude einer riesigen Möwenschar fahren wir nicht mit einem leeren Kutter nach draußen. Wir haben eine Ladung Muscheln dabei, die noch eine Weile ins Wasser müssen und darum auf einer Parzelle ausgelegt werden. Mit Meerwasser werden sie von Bord gespült und die Vögel stürzen sich wie wild auf die scheinbar sehr leckeren Seesterne und das andere Getier, die sich zwischen den ganzen Muscheln befinden.
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Auf Muschelfang
Kaum ist das Schiff leer, geht es zum Muschel-Fischen eine Parzelle weiter. Im Zickzack fahren wir über das festgelegte Gebiet und mit einer Art Fangnetz werden die Muscheln vom Meeresgrund geholt. Bis zu 60 Tonnen Muscheln passen auf unser Schiff. Ganz so viele holen wir heute aber nicht nach oben. Jetzt im Dezember ist die Muschel-Nachfrage nicht so groß und nur was an diesem Tag verpackt und in die Supermärkte ausgeliefert wird, wird aus der Oosterschelde gefischt.
Frische ist bei Muscheln ein Muss und das bedeutet, die Weichtiere müssen noch leben. Auch wenn sie in der Verpackung ziemlich tot aussehen, sind sie das keineswegs. Mit der Feuchtigkeit, die in der Muschelschale enthalten ist, überleben sie auch außerhalb des Meeres einige Tage. Werden die Muscheln dann noch im Kühlschrank gut gekühlt, schlafen sie sozusagen und bleiben länger frisch.
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Muscheln kulinarisch
Hier in Yerseke ist die Frische kein Thema, denn in diesem Ort kommen die Muscheln sozusagen frisch aus dem Meer auf den Teller. Alle Muscheln, die in den Niederlanden gezüchtet werden, machen einen Zwischenstopp in diesem Dorf in Zeeland, erklärt uns Nico van Zantvoort. Denn hier befindet sich De Nederlandse Mosselveiling, die Muschel-Auktion, bei der alle Muscheln beurteilt, verhandelt und verkauft werden.
Nico ist dort Auktionator und wir haben uns mit ihm zum Mittagessen im Restaurant der Oesterij verabredet. Natürlich wollen wir nicht nur alles über die Muschelzucht und den Handel wissen, wir wollen die Zeeuwse Mossel selbstverständlich auch probieren. Schon im letzten Jahr waren wir hier in der Oesterij, damals auf den Spuren der Austern.
Jetzt also Muscheln, Miesmuscheln um genau zu sein. Die einen schwören auf die Variante mit einer Tomaten-Knoblauchsoße, andere mögen sie lieber klassisch mit etwas Weißwein. Ich probiere heute eine neue Variante, überbacken mit Käse und werde keineswegs enttäuscht. Sehr lecker!
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Reiseinfos rund um Muscheln aus Zeeland
Wenn ihr auch alles über die Muschelzucht erfahren möchtet, ist Yerseke der perfekte Ort dafür.
In der Oesterij gibt es ein kleines Infozentrum, in dem ihr viel Wissenswertes erfahren könnt und natürlich werden hier auch sehr leckere Muscheln serviert. Für eine ausgiebigere Führung, eine Fahrt mit dem Muschelkutter oder den Besuch der Muschelauktion, wendet ihr euch am besten an die Touristeninformation, den VVV Yerseke.
Oesterij, Havendijk 12, Yerseke
Geöffnet: täglich von 10 – 18 Uhr
VVV Yerseke, Kerkplein 1, Yerseke
Geöffnet: Dienstag – Freitag 9.30 bis 16 Uhr
Rezept Muscheln klassisch
Und jetzt ab in den nächsten Laden und eine große Portion Muscheln kaufen. Das Rezept mit einer wunderbar einfachen filmischen Anleitung gibt es gleich hier.
Zutaten für 4 Personen:
- 2 kg Muscheln
- 1 Stange Lauch
- 1 Zwiebel
- Etwas Staudensellerie
- 1 Lorbeerblatt
- ½ Glas Weißwein (Wasser oder Bier geht auch)
- Pfeffer
Für die Soße:
- 4 EL Mayonnaise
- 1 hartgekochtes Ei
- 2 Essiggurken
- 1 EL Kapern
- 1 TL Senf
- kleingehackte Petersilie
- evtl. etwas Estragon
Guten Appetit!
Die Kochzeit beträgt ca. 8 Minuten. Wenn alle Muscheln geöffnet sind, sind sie fertig!
Noch mehr Rezepte findet ihr hier auf der Website des Mosselbureaus.
Einen speziellen Muscheltopf braucht ihr übrigens fürs Muschelkochen nicht, ein ganz normaler Topf tut es auch. Wer es jedoch gerne stilecht möchte, kann sich z.B. hier über Amazon einen Muscheltopf bestellen.
Hinweis: Yerseke und die Muscheln besuchte ich im Zuge einer Recherchereise, organisiert vom Niederländischen Büro für Tourismus & Convention.
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