Rund 25 km trennen Utrecht und Amersfoort. Kilometer voller grüner Natur, ausnahmsweise sogar ein kleines bisschen hügelig, mit einigen hübschen Sehenswürdigkeiten zwischendurch. Mit dem Auto oder dem Zug zu fahren, wäre regelrecht eine Sünde. Das Fahrrad ist für diese Strecke einfach ideal.
Am Tag vorher waren wir schon radelnd rund um Utrecht unterwegs und haben uns die Forts der Wasserlinie angeschaut. Heute wollen wir ins neu eröffnete Mondriaanhuis. Ein kleines Museum, das in Piet Mondrians Geburtshaus in Amersfoort eingerichtet wurde.
Radtour mit Architektur und Natur
Es ist warm an diesem Samstag. Die Wolkendecke mal mehr mal weniger dicht, ab und zu kommt sogar ein leuchtendes Blau zum Vorschein. Eigentlich wollten wir uns streng an die De-Stijl-Radtour halten und einige sehenswerte Baudenkmäler unterwegs bewundern. Aber wir disponieren kurzerhand etwas um und entscheiden uns für mehr Wald und Natur und radeln ein bisschen im Zickzack durch die schöne Landschaft.
Zu sehen gibt es dennoch genug, denn ob gewollt oder nicht, ohne schicke Bauwerke am Wegesrand kann man in der Umgebung von Utrecht nicht radeln. So hat der Utrechter Architekt und Künstler Rietveld an vielen Ecken der Stadt seine Spuren hinterlassen, das berühmte Rietveld-Schröderhaus haben wir ja erst kürzlich besucht.
Auch außerhalb der Stadt verbergen sich zwischen all dem Grün unzählige Landsitze, Villen und sogar Schlösser, die beim Radeln immer wieder für eine überraschende Aussicht sorgen. Schon früh war die Provinz Utrecht ein Erzbistum, das nicht nur religiöse Führer anzog, sondern auch allerlei weltliche Machthaber und adelige Familien. Ein entsprechendes Landgut mit angrenzendem Park war für die reichen Familien quasi obligatorisch.
Jagen gehörte derzeit zu den beliebtesten Freizeitbeschäftigungen. Der Wald östlich von Utrecht, durch den wir jetzt radeln, war auch damals schon ein sehr wildreich und somit beliebtes Jagdgebiet. Hirsche und Rehe bekommen wir auf unserer Radtour heute zwar nicht zu Gesicht, aber die Suhlen unter den großen Eichen lassen Horden von Wildschweinen erahnen.
Das Mondriaanhuis in Amersfoort
Am Stadtrand von Amersfoort angekommen, entdecken wir „unser“ Lernhotel in Het Klooster, in dem wir bei unserem Besuch im Januarübernachtet haben. Auch sonst kommt uns auf dem Weg ins Zentrum einiges bekannt vor. Selbst der Himmel hat heute die gleiche Farbe, wenn auch die Temperaturen gänzlich andere sind.
Dennoch hatten sich auch im Januar bei wenigen Graden über null bereits einige Gäste in den Straßencafés in die Sonne gesetzt. Aber kein Vergleich mit heute, die gesamte Altstadt von Amersfoort scheint nur aus in der Sonne sitzenden Menschen zu bestehen. Es ist gezellig druk, wie man in Holland so schön sagt, und der Kontrast zur Ruhe im Wald könnte nicht größer sein.
Wir verziehen uns ins Museum Mondriaanhuis, für das wir letztendlich nach Amersfoort geradelt sind. Erst im Frühjahr wurde es pünktlich zu seinem 145. Geburtstag am 7. März eröffnet. Piet Mondrian (als bekannter Künstler strich er das 2. a in seinem Namen) wurde in diesem Haus geboren, jetzt kann man seine Kunst dort erfahren und erleben. Wer ein klassisches Museum mit den Kunstwerken Mondrians erwartet, wird enttäuscht. Nur einige frühe Werke seines Schaffens werden gezeigt, für Mondrians Gemälde muss man ins Gemeentemuseum nach Den Haag.
Im Mondriaanhuis bekommt man einen Einblick in sein Leben und ins Entstehen seiner Kunst. Sein Atelier wurde originalgetreu nachgebaut, und wenn man sich nur ein kleines bisschen Zeit nimmt, begegnet man ihm dort persönlich. Auf dem Sofa liest er die Zeitung, bevor er in die Küche geht, um zu schauen, ob die Kartoffeln im Topf schon gar sind. Es ist nicht die einzige faszinierende Video-Installation im Museum. Schon der 5-minütige Film zu Anfang, der einen Überblick über Mondrians künstlerische Entwicklung gibt, ist einfach wunderbar gemacht. Der Einführungsfilm, eigentlich eine wahre Show auf 13 verschiedenen Bildschirmen, die ein Mondrian-Gemälde formen, begeistert mich komplett.
Die Krönung allerdings ist die Projektion New York, im gleichnamigen Raum im ersten Stock. Sein Meisterstück Victory Boogie Woogie, vor dem ich schon in Den Haag stand, erwacht hier zum Leben. Die Entstehung, die Inspiration dahinter, wird erlebbar und fasziniert mit Farben, Formen und Ton. Wir schauen uns diese Video-Installation gleich zweimal hintereinander an - einfach nur genial. Ein wahres Kunstwerk an sich!
Kulinarischer Ausklang
Etwas geflasht geht es nach einem kurzen Rundgang durch die Stadt wieder zurück aufs Fahrrad. Durch noch mehr Wald, mit guter Luft und sehr viel Vergnügen, radeln wir zurück nach Utrecht.
Frische Luft macht hungrig und unsere Mägen knurren inzwischen fordernd. Für den genüsslichen Abschluss des Tages haben wir das Restaurant De Kust, unweit unseres Hotels, auserkoren. Wir haben Glück und können uns sogar noch einen Platz in der Abendsonne auf der Terrasse ergattern.
Wir starten mit feinem und sehr zartem Sushimi von Lachs und Thunfisch. Genießen danach herrlich gegrillte Dorade mit Auberginen-Paprika-Grillgemüse und einem leckerem Salat und sagen auch beim Nachtisch nicht Nein. Das Bavarois aus drei Sorten Schokolade mit einigen Tupfern frischer Erdbeersoße sieht so schön aus, wie es lecker schmeckt. Perfekt, der Tag könnte nicht besser enden.
Reiseinfos Utrecht / Amersfoort
Mondriaanhuis Amersfoort
Kortegracht 11, Amersfoort
Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag 11 - 17 Uhr
Eintritt: Erwachsene 10,- Euro, Kinder und Jugendliche (6 - 17 Jahre) 8,- Euro
Restaurant De Kust
Gemütliches, kleines Restaurant etwas außerhalb des Zentrums von Utrecht mit Fisch, Fleisch und Vegetarisch.
F.C. Dondersstraat 2, Utrecht
Geöffnet ab 12 Uhr
Star Lodge Hotel
Biltsestraatweg 92, Utrecht
Übernachtet haben wir in diesem beliebten 3-Sterne-Hotel am Stadtrand von Utrecht. Es gibt dort einen Parkplatz (6,50 € am Tag), Fahrradverleih (16,- € / 24 Stunden) und eine Selbstbedienungs-Bar. Nette Zimmer auf 2 Stockwerken. Im Sommer kann es oben etwas warm werden. Die Fenster lassen sich zwar öffnen, aber zumindest unter der Woche hört man morgens etwas die Straße.
Ein Doppelzimmer inkl. Frühstück (sehr guter Kaffee) gibt es ab ca. 85,- Euro.
Viele allgemeine Reiseinfos zu Utrecht findet ihr auf unserer Utrecht-Seite. Meine Tipps und Empfehlungen zu Hotels und B&B’s findet ihr hier.
Und natürlich findet ihr auch sehr viele Informationen auf Besuch-Utrecht.de
Hinweis: Unsere Radtour nach Amersfoort war Teil einer Recherchereise, die von Utrecht Marketing organisiert wurde. Ein herzliches Dankeschön an alle Beteiligten!
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